Heimtiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Chinchillas erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit. Zoofachmärkte haben dieses schon lange erkannt und bieten eine große Menge an Futter und Produkte für die Haltung an. Leider sind aber genau in diesem Bereich große Unwissenheit und falsch verstandene Tierliebe Ursachen für zahlreiche haltungs- und fütterungsbedingte Gesundheitsprobleme.
Zahnfreundliches Futter
Man weiß mittlerweile, dass vor allem Zahnerkrankungen unserer Heimtiere häufig fütterungsbedingt sind. Sie können schon nach wenigen Lebensmonaten auftreten, wenn nicht von Anfang an artgerechtes Futter verabreicht wird. Unsere Nager und nagerartigen Heimtiere haben ein anderes Gebiss als das von Hund und Katze. Ihre Zähne wachsen lebenslang und müssen durch die richtige Kaubewegung ständig abgerieben werden, damit es nicht zu Fehlstellungen kommt. Dieser Abrieb ist nur dann gewährleistet, wenn faserreiches Futter wie Gras, Kräuter u.ä. gefüttert wird. Wir nennen das umgangssprachlich auch „grüne Wiese“. Das heißt Futter, welches z.B. Wildkaninchen draußen finden, ist das natürliche Futter, das eine gesunde Maulhöhle und einen gesunden Darm im allgemeinen fördert. Weder bekommen diese Wildformen viel Obst oder Gemüse, noch finden sie Pellets oder Yoghurt-Drops zu fressen.
Die Diagnose und Behandlung von Zahnerkrankungen bei Heimtieren kann mitunter sehr aufwändig sein. Oft sind mehrere Röntgenbilder der Zähne nötig, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Ist ein Prozess schon sehr weit fortgeschritten, helfen meist nur umfangreiche Maßnahmen wie das Ziehen mehrerer Zähne.
Gegen unerwünschten Nachwuchs
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Kastration der Heimtiere. Zur Vergesellschaftung von männlichen und weiblichen Tieren ist es natürlich unumgänglich, mindestens eines der Tiere zu kastrieren. Häufig wird eine Kastration der Böckchen mit spätestens ca. 3 Lebensmonaten empfohlen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es ein deutlich einfacherer und kostengünstigerer Eingriff ist als beim weiblichen Tier.
Wir empfehlen allerdings auch, weibliche Kaninchen kastrieren zu lassen. Die weiblichen Tiere haben eine so genannte provozierte Ovulation: ein Eisprung findet nur statt, wenn das Tier gedeckt wird. Das führt dazu, dass am Eierstock Zysten entstehen, die Hormone produzieren und somit Einfluss auf Organe wie Gebärmutter und Milchdrüsen haben. Nahezu 80 Prozent der weiblichen unkastrierten Kaninchen haben mit 3 bis 4 Jahren Veränderungen am Genitaltrakt. Diese sind häufig bösartig und zu diesem Zeitpunkt nicht mehr operabel.
Die Prophylaxe, d.h. also das Vermeiden von fehlerhafter Fütterung und Haltung ist das einfachste Mittel für Tierbesitzer, um für ihr Tier eine möglichst stabile und belastbare Gesundheit zu erreichen. Wir beraten Sie gerne.
Gute Tipps zu Heimtieren finden Sie auch in folgenden Büchern:
"Artgerechte Haltung - ein Grundrecht auch für (Zwerg-) Kaninchen" von Ruth Morgenegg
ISBN: 9783952266113
"Artgerechte Haltung, ein Grundrecht auch für Meerschweinchen" von Ruth Morgenegg
ISBN-13: 978-3952266106
"Warum leiden Hauskaninchen so häufig an Gebiss- und Verdauungsproblemen?" von Estella Böhmer
978-3965430846